80 Jahre Metz: Mit dem E-Roller in neue Märkte

Metz Moover: Zirndorfer Blitzgerätehersteller erweitert sein Angebot

Bewegter Wirtschaftskreis: Mit einer Messe auf dem Metz Betriebsgelände in Zirndorf hat Landrat Matthias Dießl den Stand der E-Mobilität im Landkreis dokumentiert. Neben den E-Fahrzeugen der Post DHL Group, der Energie Agentur Nordbayern, den Stadtwerken Zirndorf präsentierte vor allem Gastgeber Metz mit dem Metz Moover einen vielbeachteten Verkehrsneuling.

Bei den Kunsttagen des Fürther Landkreises in den Steiner Akademie Lofts von Faber Castell wurden kürzlich einige kreative Produkte aus dem Landkreis von der örtlichen IHK belobigt (FN berichteten). Mit dabei ein stylischer roter Roller mit E-Motor. Daneben stand ein sehr jung wirkender Mann in einem konservativen Anzug und pries das Produkt mit lustigem skandinavischen Akzent an. „Wahrscheinlich so ein Vertriebstyp“, dachte man – und traf Lauri Jouhki wenige Tage später auf dem Metz-Betriebsgelände in Zirndorf wieder. 33 Jahre sei er alt, erfahren wir verblüfft und habe in Helsinki Elektro­technik studiert. Im Übrigen sei  er der CEO (Geschäftsführer) der Metz mecatech GmbH.

Die Firma – heute muss man sagen Firmen – mit Namen Metz sind immer noch in Zirndorf auf dem riesigen Betriebsgelände inmitten eines ruhigen Wohngebiets von schmucken Eigenheimen zu finden. 1938 wurde das Elektronik-Unternehmen von Paul Metz gegründet und war bald für Spitzenprodukte im Bereich des Fernsehens („Metz mechert ich a“) und der Blitzgeräte für Fotoapparate bekannt. 2015 musste Metz Konkurs anmelden. Dennoch werden in Zirndorf weiter Flachbildfernseher im Premiumsektor produziert. Dieser Unternehmensteil wurde vom chinesischen Unternehmen Skyworth gekauft und produziert unter „Metz Consumer Electronics GmbH“ in seinen alten Räumen, die inzwischen der Metz mecatech gehören. Diese Blitzlichtsparte, um es vereinfacht auszudrücken, hat der Fürther Hersteller von Antriebstechnik mit E-Mobilität Wilhelm Daum gekauft. Das inhabergeführte Unternehmen beschäftigt 100 Mitarbeiter, gibt als Jahresumsatz 30 Millionen Euro an und hat übrigens auch, wovon noch zu reden sein wird, den insolventen Wilhermsdorfer Büromöbel-Hersteller Stechert übernommen.

Das Ganze klingt recht mutig, denn allein Metz mecatech beschäftigt 160 Mitarbeiter bei einem Umsatz von 20 Millionen Euro/Jahr. Hört man Lauri Jouhki zu, der sehr gut deutsch spricht, aber auf eine bedächtige, das beste Wort suchende Art , ist das alles kein Wagnis, sondern gut durchdachte Vorwärtsstrategie – und hier kommt auch der Metz moover ins Spiel. Jouhki, Sohn von Wilhelm Daum, ist in Fürth und nach der Trennung der Eltern bei seiner Mutter in Finnland aufgewachsen.  Das Unternehmerische aber scheint ihm im Blut zu liegen. So fand er, die Blitzgeräte könnten gut eine Geschäftsfeld-Erweiterung vertragen. Und da das väterliche Unternehmen Motoren für Pedelec-Räder herstellt und deshalb etwas Expertise für „move“ und E-Mobiliät besitzt, begann das Nachdenken, das nun zur Serienproduktion des Metz moover Elektrorollers geführt hat.  Der schicke, 20 km schnelle Roller ist aber keineswegs ein reines Spaßmobil, obwohl beim Ortstermin in Zirndorf die geladenen Gäste sichtlich vergnügt ihre Probefahrten auf dem Werksgelände unternahmen. Das selbstentwickelte Gefährt, 16 Kilo leicht, mit einem Handgriff einklappbar, soll knapp 2000 Euro kosten. Sein Nutzwert sei, so Jouhki, „auf der first Mile, der last Mile und only Mile zu sehen“: Also bewegt man sich per Metz moover von zu Hause zur U-Bahn (oder gleich ins Büro, denn 30 Prozent der Deutschen wohnen weniger als fünf Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt); von der U-Bahnhaltestelle ins Büro oder macht sich auf den Weg zum Bäcker … In der Schweiz und Österreich „cruised“ der stille Roller bereits auf den Radwegen – in Deutschland ist die Art der verkehrsrechtlichen Zulassung noch klärungsbedürftig. So sehr man mit dem roten oder schwarzen Zweiradflitzer auch moved und cruised, die meisten Teile wurden von deutschen Firmen (Stechert kann nicht nur Stühle, sondern ist Stahlbau- und Kunststoff-Spritzspezialist) gefertigt und das serienreife Modell wird in Zirndorfer Werkhallen zusammengebaut. 12 Mann sind damit schon beschäftigt, Tendenz steigend, denn der Verkauf, der in Deutschland erst beginnen wird, soll einmal 10.000 Roller pro Jahr auf die Straße bringen. Die Mitarbeiter bei Metz werden übrigens nach dem Metalltarif vergütet, auch das eine gute Nachricht im Mindestlohnland Deutschland. Fast 2000 Euro – ist das nicht ein wenig viel für ein Dritt- bis Fünftfahrzeug? Das sieht Lauri Jouhki, ein Mann, der rechnen kann, anders: „Wir haben auf dem Firmengelände Strecken von 300, manchmal 500 Metern zurückzulegen. Bei anderen Betrieben, Bahnhöfen, Flughäfen, müssen Mitarbeiter noch längere Strecken gehen. Mit einer Metz moover Flotte spart man unwahrscheinlich viel Zeit – der Roller hat sich für solche Betriebe in zwei Monaten amortisiert.“