Winterblue(s): Ein Rückblick

 

Italien im Winter: Blue oder Blues?

Es ist das Leben selbst, das die besten Geschichten schreibt. Glückliche Zufälle, widrige Umstände, interessante Begegnungen. Das wurde uns in den vergangenen beiden Wochen mehr denn je bewusst. Jetzt – gerade erst zurück in Deutschland – scheint der Anfang der Reise weit entfernt. Der Morgen des 28. Dezembers, an dem wir mit dem Wohnmobil ins Abenteuer gestartet sind. Schneechaos auf der Autobahn, schier endlose Staus, der erste Abend am Gardasee. Unwissend, was uns erwartet.

Zu detaillierte Pläne hatten wir vorab nicht gemacht. Zwei, drei Campingplätze angeschrieben, um nicht gleich zu Beginn der Tour vor verschlossenen Toren zu stehen. Nur grobe Vorstellungen für die ersten Etappen. Mehr nicht. Rund 3600 Kilometer haben wir zurückgelegt. Waren – wie Tausende andere Touristen aus aller Welt – in Florenz, in Rom. Nächtigten ganz alleine auf Campingplätzen. Wurden freundlich empfangen. Ausgeraubt. Sahen leere Strände, wilde Natur. Steile, einsame Bergstraßen, überfüllte Autobahnen. Aßen im Freien, froren im Wohnmobil.

Der Duft des Südens im Winter

Heißer Sand, Oleanderbüsche in voller Blüte, salzige Meerluft, Sonnencreme – so riecht der Sommer in Italien. Und der Winter? Die Luft über dem Meer ist klarer, frischer, nicht so modrig, nicht so fischig. Auch die leichte Note sonnengebrannter Haut fehlt. In der Toskana überwiegt der Duft nach Erde, nassem Gras, nach braungrauem Herbstlaub, das langsam verrottet. In den Straßen großer Städte erschnuppert man – mal aus der geöffneten Tür eines Restaurants, mal aus einem gekippten Küchenfester – feines italienisches Essen, frisches Obst, würzige Kräuter auf dem Markt. An der ein oder anderen Ecke riecht es nach Pferdeschweiß, nach Mist. Viele Kutschen stehen bereit, warten auf zahlfreudige Fahrgäste. Im Grunde nicht anders als im August. Lediglich der für sommerliche Großstädte unverkennbare Duft von flirrender Hitze auf Asphaltstraßen bleibt jetzt in der kalten Jahreszeit aus.

Über treue Reisebegleiter

Gelobt haben wir ihn schon oft, den treuen Globebus von Dethleffs. Betonen möchten wir es jetzt rückblickend trotzdem noch einmal: Dieses Wohnmobil ist genau der Reisegefährte, den man für ein Vorhaben wie unseres braucht. Wendig, stark und auch bei den unmöglichsten Straßenverhältnissen absolut zuverlässig. An Bord alles Nötige. Nächte auf einsamen Parkplätzen, ja sogar mitten im Wohngebiet, sind sehr gut zu meistern. Mit gefüllten Gasflaschen ist’s gemütlich warm, Minusgrade draußen kein Problem. Gemunkelt, vermutet wurde ja viel. Aber, auch wenn wir der brodelnden Gerüchteküche damit jetzt ein Ende setzen :-): Wir sind kein Paar. Nur Kollegen. Freunde. „Man macht sich ganz schön nackig“, wurde Peter vorher gewarnt. Mit jemandem wegfahren – „eingesperrt“ auf engstem Raum –, den man bislang immer nur wenige Stunden am Stück erlebt hat. Maximal einen ganzen Arbeitstag lang. Ja, das ist eine Herausforderung. Die Macken, Kanten, Ecken des anderen werden sichtbar. Unterschiedliche Gewohnheiten treffen aufeinander. Peter frühstückt. Ich nicht. Er trinkt Tee, ich Kaffee. Beim Autofahren hört er gerne Alben von Anfang bis Ende, möglichst Live-Aufnahmen. Gianna Nannini, Marla Glen, Hubert von Goisern. Ich dagegen schwöre auf meine bunt gemischte iPod-Favoritenliste. Von allem ein bisschen was. Er ist ein 60er-Jahrgang, ich erst 1988 geboren. Mann vs. Frau. All das könnten Streitpunkte sein. Genauso wie die kleineren und größeren Schwierigkeiten, in die wir geraten sind. Man braucht schon ein gelassenes Gemüt. Aber – wer uns kennt, wird’s bestätigen – das haben wir beide!
Alles lesen?